Potenzial für neue Wohnräume heben
Der Wohnraummangel in Kassel spitzt sich immer weiter zu. Bauland ist knapp und die Preise hierfür steigen. Dies macht den Bau bezahlbarer Wohnungen sehr schwierig. Das bestätigt auch die Deutschlandstudie 2019 „Wohnraum-Potenziale in urbanen Lagen – Aufstockung und Umnutzung von Nicht-Wohngebäuden“ der Technischen Universität Darmstadt und des Pestel-Instituts. Die Studie stellt für die Stadt Kassel bis zum Jahr 2025 einen „stark erhöhter Wohnungsbedarf“ fest. „Daher muss man sich die Frage stellen, wie bei dem anhaltend hohen Zuzug nach Kassel der Wohnungsmangel behoben werden kann“ so Kreishandwerksmeisterin Alexandra Kaske-Diekmann. Die Studie sieht unter anderem im Ausbau von Dächern ein großes Potenzial diesem Bedarf an Wohnungen zu begegnen. Studien zeigen, dass auf Wohnimmobilien, Parkhäusern in Innenstädten, Büro- und Verwaltungsgebäuden, eingeschossigem Einzelhandel, Discountern und Märkten oder der mit der Umnutzung von Leerständen von Verwaltungsgebäuden viel neuer Wohnraum geschaffen werden könnte. Kaske-Diekmann fordert daher die Stadt Kassel auf den Aus- und Aufbau von Dächern und die Aktivierung von leerstehenden Gebäuden finanziell zu unterstützen, aber auch die Auflagen entsprechend gering zu halten. „Das wäre eine Möglichkeit schnell benötigten Wohnraum zu vernünftigen Preisen zu generieren“.
Leider stehen dem Ausbau von Dachgeschossen nämlich oft erhebliche Hürden entgegen. Wesentliche Faktoren dabei sind beispielsweise der übertriebene Brandschutz, komplexe Bauvorschriften, aber auch fehlende PKW-Stellplätze, die nicht so einfach auf einem bereits bebauten Grundstück geschaffen werden können. Für die in der der Kreishandwerkerschaft Kassel organisierten Betriebe der Bauinnung und der Betriebe der baunahen Gewerke fordert daher die Kreishandwerksmeisterin vereinfachte Verfahren beim Brandschutz, bei Stellplätzen und bei Bauvorschriften, um so den Ausbau von Dachgeschossen zu Wohnungen in der Stadt Kassel attraktiver zu machen.
„Wir müssen Menschen die Möglichkeit geben in allen Lebensphasen gerne hier zu leben. Und dazu gehört neben passender Infrastruktur eben auch genügend Wohnraum, damit man hier Leben und Arbeiten kann“, so Kaske-Diekmann weiter.
Die Notwendigkeit zur Veränderung der Vorschriften wird am Beispiel des Brandschutzes deutlich. Die Mitglieder der Bau-Innung Kassel wissen aus vielen leidvollen Erfahrungen, dass bei der Aufstockung oder dem Ausbau von Dachgeschossen oft der ganze Brandschutz des Gebäudes auf null gestellt wird, bloß weil ein Element des Hauses verändert wird. Damit fällt der bestehende Bestandschutz weg, und alles kommt erneut auf den Prüfstand.
Am Ende steigen die Baukosten erheblich, was dazu führt, dass die finanziellen Aufwendungen für den Eigentümer oft unkalkulierbar werden und damit die ganze Maßnahme unattraktiv wird, sagt Frank Dittmar, Präsident des Verbandes Baugewerblicher Unternehmer Hessen und stellv. Präsident der Handwerkskammer Kassel. „Nur wenn sich die Rahmenbedingungen ändern und sich durchaus bestehende Kompromissbereitschaft finden lässt, kann man zahlreiche neue Möglichkeiten ausschöpfen, um schneller durch Nachverdichtung Wohnraum zu schaffen“, so Dittmar weiter.
Unabhängig von diesen Maßnahmen erklärte der Bauverbandspräsident, müssten Kommunen nach wie vor geeignetes neues Bauland ausweisen um Mittelfristig die Gesamtsituation zu entschärfen.
Haus & Grund Kassel fordert eine kompetente Bauberatung der Ausbauwilligen Eigentümer in Kassel, um so den Dachausbau anzukurbeln. Daher sollten nach Ansicht des Eigentümerverbandes die vorgelagerten Beurteilungs- und Beratungsaufwände privater Eigentümer, die 85 % des Wohnungsbestandes in Hessen halten, von Bund oder Land gefördert werden. Erforderlich sei zudem eine Erleichterung der Bauvorschriften wie zum Beispiel Genehmigungsfiktion bei Dachgeschossausbauten und Entfall der Stellplatzpflicht für diese Maßnahmen im Innenstadtbereich. Ohne Inanspruchnahme und Erschließung neuer Bauflächen wäre so schnell Wohnraum zu schaffen. Den Dachausbau könnte man mit der der Installation von Photovoltaikanlagen kombinieren, so Haus & Grund weiter. Hier braucht es nach Ansicht von Wolfram Kieselbach, Vorsitzender des Haus & Grund Verbandes Kassel, mehr Investitionssicherheit für Eigentümer vermieteter Mehrfamilienhäuser und pragmatische Lösungen bei der Versorgung der Mieter mit am Haus erzeugtem klimafreundlichem Strom. Anstatt komplizierter Stromlieferverträge sollte ein Vermieter diesen Strom unbürokratisch über die Betriebskosten mit seinen Mietern abrechnen können.
Die Kasseler Sparkasse unterstützt die Forderung der Kreishandwerkerschaft, den Bedarf nach mehr Wohnraum durch den Aus- und Aufbau von Dächern sowie durch die Aktivierung leerstehender Gebäude zu decken. Die Immobilienfinanzierungs-Spezialisten der Kasseler Sparkasse beraten und begleiten täglich viele Kundinnen und Kunden, die sich mit dem Umbau oder Ausbau ihrer Immobilie beschäftigen. Dabei werden die aktuellsten Fördermöglichkeiten für die jeweilige Baumaßnahme geprüft und in die individuell erstellen Finanzierungskonzepte einbezogen. Der Kunde hat damit die Sicherheit, dass er bei sach- und fachgerechter Ausführung der Baumaßnahme von allen dafür zur Verfügung stehenden Fördermitteln profitiert.